Meine Rede zu Stärkung des barrierefreien Tourismus in Schleswig-Holstein

23.07.2025

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Präsidentin,

liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir leben in einem wunderschönen Land zwischen den Meeren. Millionen Menschen kommen jedes Jahr hierher, um genau das zu erleben: Erholung an unseren Stränden, Natur pur, gutes Essen, Gastfreundschaft - einfach durchatmen. Aber was ist mit den Menschen, für die der Weg an den Strand zu schmal, die Dusche im Hotel zu eng oder die Speisekarte unlesbar ist? Für die ein Tagesausflug mit dem ÖPNV zur Herausforderung wird - weil Informationen fehlen, Hilfsmittel nicht bereitstehen oder schlicht Barrieren im Weg sind?

Wir reden oft über Teilhabe - aber was bedeutet das konkret? Barrierefreiheit im Tourismus bedeutet: Jeder Mensch kann Urlaub machen. Punkt. Ohne lange Recherche, ohne peinliche Nachfragen, ohne Angst, dass es vor Ort doch nicht klappt. Und ja: Es geht hier nicht nur um Rollstühle. Es geht auch um Familien mit Kinderwagen, um Ältere, um Menschen mit Seh- oder Hörbeeinträchtigung, mit chronischen Erkrankungen - um viele. Und genau deshalb bringen wir heute diesen Antrag ein. Weil Inklusion nicht am Strandkorb enden darf.

In Schleswig-Holstein haben wir in den vergangenen Jahren viel erreicht. Wir reden über nachhaltige Mobilität, Qualität in der Infrastruktur, digitale Buchbarkeit. Aber eine konsequent mitgedachte Barrierefreiheit gehört bisher noch nicht zu den zentralen umgesetzten Bausteinen unserer Tourismusstrategie. Das ändern wir jetzt.

Mit unserem Antrag setzen wir uns dafür ein, dass barrierefreier Tourismus in Schleswig-Holstein kein Sonderthema bleibt, sondern als Selbstverständlichkeit gedacht und umgesetzt wird. Deshalb bitten wir die Landesregierung, zu prüfen, wie Schleswig-Holstein den Anschluss an bestehende Standards verbessern kann – etwa durch einen Wiedereinstieg in das Zertifizierungssystem „Reisen für Alle" oder durch andere verlässliche Informationswege, die Gästen echte Orientierung bieten.

Außerdem soll die wirtschaftliche Bedeutung barrierefreier Angebote systematisch untersucht werden - und zwar mit einem breiten Verständnis von Barrierefreiheit, das nicht nur bauliche Aspekte, sondern auch demografische Entwicklungen mitdenkt.

Besonders wichtig ist, dass gute Beispiele, die es im Land bereits gibt, stärker in den Fokus rücken. Es sind oft engagierte kleine Betriebe, die mit kreativen Ideen zeigen, wie Inklusion im Tourismus gelingen kann (bspw. die SeeLoge Eutin). Diese Vorbilder gilt es sichtbar zu machen - nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern als Einladung zur Nachahmung.

Und schließlich soll die Landesregierung Möglichkeiten prüfen, wie touristische Anbieter besser unterstützt werden können: etwa durch konkrete Handlungsempfehlungen, durch Beratung - oder auch durch Impulse für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung in der Branche selbst. Denn: Barrierefreiheit ist kein Luxus. Sie ist ein Qualitätsmerkmal. Und sie ist ein Standortvorteil - gerade für ein Land wie unseres, das so stark vom Tourismus lebt. Und ja - das kostet Geld. Aber: Können wir uns das leisten?, ist die falsche Frage. Wir müssen uns das leisten!

Ich bin überzeugt: Wer heute barrierefrei investiert, gewinnt morgen mehr Gäste, mehr Sichtbarkeit - und vor allem: mehr Gerechtigkeit. Barrierefreiheit und Inklusion auch im Tourismus ist kein Sonderweg - sie ist der richtige Weg. Für uns alle.

Und - für die Mitglieder der Opposition gleich vorweg, ich habe nicht gesagt, dass die Landesregierung allein für Leistungen im Sinne von: Wir müssen uns das leisten" verantwortlich ist.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.